– am Beispiel des Kommunalen Seniorenservice Hannover im Fachbereich Senioren der Landeshauptstadt Hannover

Im Rahmen des Projekts „Synergien vor Ort“ widmete die Bertelsmann Stiftung der Zusammenarbeit von Kommunalverwaltung, Zivilgesellschaft und Engagierten besondere Beachtung. Als Kooperationspartner wirkte der Fachbereich Senioren der Landeshauptstadt Hannover im Projekt mit. In einer Untersuchung im Jahr 2016 wurde ein Veränderungsbedarf unter den bestehenden stadtweiten und stadtbezirklichen Netzwerken im Seniorenbereich in Hannover konstatiert, um das Zusammenwirken der Beteiligten aus der Kommunalverwaltung und aus der Zivilgesellschaftlich zu verbessern. 

Vor diesem Hintergrund hatte der Fachbereich Senioren der Landeshauptstadt Hannover beschlossen, in einem gemeinsamen Prozess mit den Beteiligten und Vertretungen der wichtigen Anspruchsgruppen eine Neustrukturierung der bestehenden Netzwerkstrukturen einzuleiten. Die Bertelsmann Stiftung unterstützte die Schritte der Organisationsentwicklung moderierend mit dem Ziel, dass die „Synergien vor Ort“ wirkungsvoller gestaltet werden. Dabei sollten sowohl der Prozess als auch die Ergebnisse nur exemplarischen Charakter haben, weil im Vordergrund die Übertragbarkeit auf andere Kommunen stand.

Für die Organisation des Prozesses und seine fachlich-inhaltliche Programmierung hatte die Bertelsmann Stiftung gemeinsam mit dem Kommunalen Seniorenservice Hannover die Arbeitsgemeinschaft der Beratungsgesellschaft Titz & Partner GbR und des Forschungsbüros Sozial • Raum • Management in Hannover ausgewählt und mit der wissenschaftlichen Begleitung der Neuorganisation der Netzwerkstrukturen des KSH beauftragt. Exemplarisch wurde die Begleitung anhand der hannoverschen Untersuchungsräume Stadtbezirk 04 (Buchholz-Kleefeld) und Stadtbezirk 11 (Ahlem-Badenstedt-Davenstedt) durchgeführt. Für den Begleitungsprozess wurde ein Verfahren entwickelt, um die Zusammenarbeit zwischen Kommunalverwaltung, Zivilgesellschaft und Engagierten in den Netzwerken einer Stadt oder Gemeinde transparent zu machen und Perspektiven für die Verbesserung des Zusammenwirkens zu erschließen.

Das Verfahren wurde darauf ausgerichtet, bestehende Vernetzungen zu analysieren, den möglichen Veränderungsbedarf bzw. den weiteren Vernetzungsbedarf zu ermitteln und die Schlüsselpersonen sowohl aus der Kommunalverwaltung als auch aus der Zivilgesellschaft zu identifizieren, die dabei eine wichtige Rolle spielen können. Es beinhaltet fünf Bausteine, die sowohl konsekutiv nacheinander als auch rekursiv angewandt werden können:

  1. Im ersten Schritt wird eine „Two-Mode-Netzwerkanalyse“, die auch als Akteur-Ereignis-Netzwerkanalyse bezeichnet wird, durchgeführt. Dabei werden Dokumente (wie z. B. Protokolle und Teilnahmelisten von Gremien und Arbeitskreisen) ausgewertet, die einen Überblick über die vorhandenen Netzwerkstrukturen, ihre Überschneidungen und die verbindenden Schlüsselpersonen geben.
  2. In einem ergänzenden zweiten Schritt kommt eine „Stakeholderanalyse“ zur Anwendung. In der Verknüpfung mit den Ergebnissen der Akteur-Ereignis-Netzwerkanalyse wird überprüft, ob die ermittelten Stakeholder und ihre Ansprüche in den Netzwerkstrukturen angemessen berücksichtigt werden.
  3. Auf dieser Grundlage kann der dritte Schritt eingeleitet werden, der die Befragungen zur Aufklärung der Netzwerkkoordination umfasst. Aus den Ergebnissen der ersten beiden Schritte wird eine Stichprobe von Schlüsselpersonen gezogen, um in leitfadengestützten Interviews tiefenscharfe Einblicke und Einschätzungen zur Praxis des im Blickpunkt stehenden Netzwerks zu sammeln.
  4. Als vierter Schritt schließen sich vertiefende Befragungen mit (lokalen und fachlichen) Schlüsselpersonen an, damit sowohl die Beziehungsachsen (neue Pfade) als auch die Inhalte erkannt werden können, über die sich die bestehenden Netzwerkstrukturen weiterentwickeln lassen.
  5. Im fünften Schritt werden abschließend Workshops mit Netzwerkakteuren – sowohl auf der strategischen als auch auf der operativen lokalen Ebene – durchgeführt. Das methodisch-didaktische Konzept ist darauf ausgerichtet, den Netzwerkakteuren die Ergebnisse der vier vorangegangenen empirischen Schritte zu vermitteln und darauf aufbauend einen Kommunikationsprozess zu generieren, in dem Perspektiven für die weitere Entwicklung des Netzwerks aus dem Kreis der Beteiligten heraus entwickelt werden.

Die methodischen Komponenten des beschriebenen Verfahrens wurden im Zeitraum von September 2017 bis Februar 2018 am Beispiel von Netzwerken des Kommunalen Seniorenservice Hannover (KSH) erprobt, um einerseits die Handhabung des Verfahrens zu veranschaulichen und um andererseits seinen Nutzen für das Netzwerk zu zeigen.

In den vier ersten empirischen Schritten des Verfahrens wurden Unschärfen, Unklarheiten und strukturelle Löcher ermittelt, an denen Strategien der Netzwerkentwicklung ansetzen können. Es wurde deutlich, dass die drei untersuchten Netzwerke nicht unabhängig voneinander sind, sondern miteinander verwobene Ebenen und Segmente der gesamten Netzwerkarchitektur repräsentieren. Bewährt hat sich auch der fünfte Schritt des Verfahrens: Die Mitglieder der drei untersuchten Bereiche des KSH-Netzwerks konnten auf der Basis der skizzierten empirischen Ergebnisse gemeinsame Perspektiven für die Netzwerkentwicklung erarbeiten und vereinbaren.

Der Ergebnisbericht wurde von der Bertelsmann Stiftung im August 2018 publiziert: Schubert, H., Titz, K. & Hensel, A. (2018). (Neu-)Organisation von Netzwerkstrukturen. Fallstudie: Kommunaler Seniorenservice der Landeshauptstadt Hannover. Bertelsmann Stiftung: Gütersloh.